Im Rahmen der Vorbereitungen zum 100-jährigen Bestehen des diözesanen Zusammenschlusses der Elisabethkonferenzen (am 08.06.1922 in Ellwangen) bat der Diözesanvorstand darum, schöne, silberschillernde Momente im Ehrenamt der Öffentlichkeit zu servieren. So sollte der Schatz im caritativen Ehrenamt gehoben werden. Zeichen der Wertschätzung und der wechselseitigen Inspiration sollten ebenfalls gesetzt und die Freude am sozialen Engagement dokumentiert und gefördert werden. Eine Geschichte mit vielen silberschimmernden Momenten erreichte uns aus Neuhausen. Hier hat das soziale Ehrenamt in Verbindung mit der CaritasStiftung Neuhausen viele schöne Momente für Groß und Klein geschaffen.
Caritas-Stiftung St. Petrus und Paulus Neuhausen
Im Februar 2006 wurde die Caritas-Stiftung Sankt Petrus und Paulus Neuhausen gegründet. Magnus Balluff, ein ehemaliger Neuhausener, überreichte bei einer feierlichen Übergabe einen Scheck von 100.000,- €. Mit diesem Stammkapital war der Grundstein für eine Stiftung gelegt, die in den folgenden Jahren vielfältige soziale Projekte vor Ort finanziell und ideell förderte. Mitglieder des Kirchengemeinderates und des Caritasausschusses, Petra Raditsch und Hildegard Hehn, bildeten zusammen mit einer weiteren Person aus der Caritasregion Fils-Neckar-Alb, zuerst Herbert Jopp, nun Helga Rütten, das Kuratorium.
Die ersten vier Jahre wurde das Zinskapital angespart bzw. teilweise dem Stammkapital zugeführt.
Seit 2009 fördert die Caritas-Stiftung gemeinnützige und soziale Organisationen und Initiativen: den katholischen Kindergärten wurde 2009 die Anschaffung von technischen und musischen Instrumenten ermöglicht. Außerdem wurden die Besuche kultureller Veranstaltungen, wie Theater und Freilichtbühne, gefördert.
Petra Raditsch und Hildegard Hehn wussten, dass die Stiftung sich ein Gesicht bzw. ein Thema geben musste, um auf sich aufmerksam zu machen und Stifter*innen und Spender*innen zu aktivieren.
Man entschloss sich, den Akzent auf Demenz zu legen, einem Thema, das bedingt durch den demografischen Wandel zunehmend an gesellschaftlicher und sozialer Relevanz gewonnen hatte. Petra Raditsch war im Thema Demenz/Teilhalbe/Aktivierung/Bewegung /Sterbe-/Trauerbegleitung beruflich als Referentin unterwegs. Sie konnte das Projekt "Demenz" ausarbeiten und diverse Angebote entwickeln. Einem inhaltlich und zeitlich anspruchsvollen Ehrenamt war damit der Weg gebahnt. Der Erfolg der Kampagne und der Aktionen der Caritas-Stiftung belohnte die Engagierten für ihren unermüdlichen Einsatz.
Im Oktober 2011 fand die Auftaktveranstaltung zum Projekt "Demenz" mit den Themen "Stark machen für pflegende Angehörige" und "Wenn nur noch Erinnerungen bleiben" statt. Die große Resonanz ermutigte die Engagierten den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Stifter Magnus Balluff war begeistert von der Idee und ihrem Erfolg. So beschloss das Kuratorium als Ziel für die folgenden Jahre, die Entwicklung Neuhausens zu einer demenzfreundliche Kommune zu fördern.
In 2012 wurden die ersten 26 Betreuungshelfer*innen ausgebildet (weitere in 2015 und 2017- in 2022 werden weitere ausgebildet werden), die zuhause die pflegenden Angehörigen entlasten. Die Angehörigen gewinnen so wöchentlich ein paar Stunden Auszeit, Zeit für sich und für den Erhalt der eigenen Gesundheit. Mit den Betroffenen können die Betreuungshelfer*innen spazieren gehen, sich unterhalten, Spiele machen, vorlesen, erzählen, malen, singen, Alben anschauen, kleine Bewegungsübungen praktizieren oder sie sind einfach nur für sie da.
Seit 2012 werden mehrmals im Jahr Veranstaltungen mit unterschiedlichen Themen (Was ist eine Demenz? Was tun bei Demenz? Der richtige Umgang mit Demenz usw. Ernährung und Bewegung, Patientenverfügung usw. ) für alle Interessierten öffentlich angeboten.
Einmal jährlich findet ein Tanz- bzw. Unterhaltungsnachmittag mit Kaffee/Kuchen bzw. ein Filmabend (Small World, Still Alice, Honig im Kopf etc.) statt.
2013 fand in den Sommerferien ein Bewegungsangebot "Fünf Esslinger und mehr" statt für Menschen mit und ohne Handicap. Die Nachfrage war so groß (an manchen Tagen kamen bis zu 25 Teilnehmende), dass bis heute regelmäßig und wöchentlich - auch in den Ferien - dieses 90-minütige Fitnessprogramm für Senior*innen angeboten wird.
2014 entwickelten sich Kooperationen, z. B. mit dem Obst- und Gartenbauverein Neuhausen. Die erste gemeinsame Veranstaltung "Raus auf die Wiese" fand im September 2014 statt und es kamen ca. 90 Teilnehmende aus allen Generationen. Einige kamen zu Fuß, andere per Rad, dem Auto, dem Leiterwagen oder mit der bereitgestellten Pferdekutsche. Es gab selbstgebackenen Kuchen, Kaffee und andere Getränke. Der Obst- und Gartenbauverein zeigte Baumschnitte, verschiedene Obstsorten konnten probiert werden, und ein Imker erklärte die Herstellung von Honig. Es wurde geplaudert und gesungen. Alle Sinne wurden aktiviert. Die Veranstaltung war ein sehr großer Erfolg und es folgten weitere Veranstaltungen ähnlicher Art.
Im Juli 2015 hieß das Motto: Einladung zum Beerenfest in der Obstanlage Krinn, Berkheim.
Kaffee und Kuchen, Beeren satt probieren, Baumveredelung und Imkerei wurden gezeigt.
Im September 2015 gab es noch eine Veranstaltung mit dem Motto: Herbstfeuer!
Zu Fuß, per Auto, Rad oder per Pferdekutsche ging es zur Wiese nahe dem Rohrbach. Es gab natürlich wieder Kaffee und Kuchen, aber auch Brot mit diversen Aufstrichen. Ein großes Feuer wurde entfacht, es gab Stockbrot und heiße Folienkartoffeln aus der Glut. Das gemeinsame Singen durfte natürlich am Lagerfeuer nicht fehlen.
2016 hieß das Motto: "Drachen basteln" bzw. "Drachen steigen lassen".
In den Sommerferien wurden Kinder mit ihren Eltern oder ihren Großeltern zu drei Nachmittagen eingeladen, um kleine, bunte Drachen zu basteln. Die Kunstwerke sollten dann im September beim Drachenfest im Pfarrgarten und auf dem Kirchplatz prämiert werden. Zum Essen gab es deftiges Brot mit herzhaften und süßen Aufstrichen sowie Salz- und Zuckerbrot. Nachdem die Feuerwehr Neuhausen ihre Übung beendet hatte, wurden hunderte Luftballone, mit kleinen Wünschen, auf dem Kirchplatz in den Himmel losgelassen.
Im August 2018 boten wir als Pilotprojekt "Urlaub ohne Koffer" an.
22 Senior*innen nahmen an den drei Tagen teil. Der erste und dritte Tag fanden in und um das Gemeindehaus statt. Es wurde gesportelt, gebastelt, gebacken, gekocht, gemeinsam gefrühstückt, zu Mittag gegessen und zum Kaffee gab es selbstgebackenen Kuchen. Zum Abendessen und Schlafen ging es heim, denn zuhause schläft es sich am besten!
Am zweiten Tag ging es mit einem Kleinbus nach Beuren ins Museum. Neben Besichtigung und Führung erwartete die Urlaubsgäste ein köstliches Mittagessen und natürlich Nachmittagskaffee.
Rundum zufrieden waren die Teilnehmenden.
2019 fand ein Ausflug nach Schwäbisch-Gmünd zu Weleda statt, 2020 wieder ein zweitägiger Urlaub ohne Koffer in und um das Gemeindehaus und 2021 folgten drei Tage Ausflug zur Villa Rulanca bei Hechingen.
Seit 2007 gibt es das Angebot "Wege durch die Trauer". Einmal im Monat findet montags von 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr das offene Gruppentreffen statt. Jede*r kann kommen - ohne Anmeldung.
Aufgrund der Pandemie bzw. des Lock down wurden 2020 und 2021 Telefonate bzw. Skype-Treffen angeboten.
Im Juli 2020 fand am Abend auf dem Friedhof Neuhausen eine Trauerfeier "Seelenschiffe" für alle Verstorbenen bzw. für Verstorbene im Lock down statt. Im September wurde am frühen Abend ein Spaziergang zur Josefs Kapelle angeboten. Dort traf sich vor der Kapelle eine kleine Gedenk- und Trauergruppe unter dem Thema "Perlen, die Tränen der Trauer".
Alle Angebote der Caritas-Stiftung sind ausgerichtet für die Teilhabe von Menschen mit und ohne Handicap. Im Vordergrund steht bei uns der Mensch mit all seinen Sinnen und jede*r macht mit, wie er oder sie kann.
Neuhausen, November 2021, Petra Raditsch