18.10.23 - Im Rahmen einer Online-Veranstaltung der Caritas-Konferenzen Deutschlands e. V.(CKD) Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart informierten Rebecca Debo und Julia Kuhn vom Kompetenzzentrum Klimawandel und Gesundheit beim Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Prof. Dr. Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes und Dr. med. T. Robin, Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Klimawandel der Bundesärztekammer über die Chancen vernetzter Hitzeschutzmaßnahmen. Denn: Hitzeschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alle Lebensbereiche durchdringt und jeden Menschen betrifft.
Seit dem extrem heißen Sommer im Jahr 2003 mit 7.600 hitzebedingten Todesfällen in Deutschland arbeiten Politik und Gesundheitswesen an verschiedenen Hitzeschutzmaßnahmen im städtebaulichen, medizinischen, biometeorologischen, städteplanerischen und sozialen Bereich zusammen, um die Lebensbedingungen der Menschen an das veränderte Klima anzupassen. So gingen die hitzebedingten Todesfälle trotz der extremen Temperaturen in den vergangenen Sommern in Deutschland zurück, 2006 auf ca. 6.200 und 2015 auf 6.100[1]. 2023 rechnet das RKI mit voraussichtlich 3.000 hitzebedingten Todesfällen. Klimaanpassungs- und Gesundheitsschutzmaßnahmen sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es geht darum, für die Auswirkungen von Hitze zu sensibilisieren, über Schutzmaßnahmen zu informieren und die Achtsamkeit für die Gefährdung vulnerabler Gruppen im sozialen Umfeld weiter zu verbessern. Dazu wollen die CKD als Netzwerk von Ehrenamtlichen einen Beitrag leisten.
Ehrenamtliche, Mitarbeitende aus der freien Wohlfahrtspflege, dem Gesundheitswesen und der Pflege waren eingeladen, um sich über die Auswirkungen der zunehmenden Hitzewellen auf besonders gefährdete Gruppen zu informieren - beispielsweise Menschen über 75 Jahre, Menschen mit Vorerkrankungen oder mit psychischen, mentalen oder psychosozialen Gefährdungen, Wohnungslose oder Menschen in schwierigen und/oder thermisch nicht isolierten Wohnsituationen. In den Fachbeiträgen der Expert*innen des Landesgesundheitsamtes und des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung wurden die Auswirkungen von extremer Hitze auf die menschliche Gesundheit ebenso beschrieben wie die Folgen der langanhaltenden Hitzewellen auf den wirtschaftlichen Bereich, beispielsweise durch Belastungen am Arbeitsplatz, und auf die Infrastruktur, etwa durch Schäden an Straßen, Plätzen und Gebäuden. Außerdem vermindert sich die Wasserqualität und es entstehen Hitzeschäden am Stadtgrün, wodurch sich das Stadtklima verschlechtert. Rebecca Debo und Julia Kuhn appellierten an die Teilnehmenden, Netzwerke der Achtsamkeit und Hilfe aufzubauen mit Nachbarn, Angehörigen vulnerabler Menschen und örtlichen Organisationen, und diese schon jetzt Schritt für Schritt vorzubereiten.
Prof. Dr. Matzarakis beschrieb die komplexen Wechselwirkungen zwischen atmosphärischen Prozessen, Wetter, Witterung, Klima, Natur, Stadt- und Raumklima, dem menschlichen Organismus und dem persönlichen Wetter- und Wohlbefinden. Er erläuterte, welche Maßnahmen in der Stadt-, Raum- und Gesundheitsplanung vorbeugend wirken können und wie das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes die Hitzeaktionspläne der Kommunen unterstützt und wie man dieses Warnsystem für den persönlichen Hitzeschutz nutzen kann.
Am Ende der Veranstaltung diskutierten die Expertinnen und Experten mit den ehrenamtlichen und hauptberuflichen Teilnehmenden der Veranstaltung über ganz konkrete Schritte, Stolpersteine und Erfahrungen zum Hitzeschutz. Feststeht, die Sensibilisierung für die sozialen und gesundheitlichen Folgen von extremer Hitze ist eine Langzeitaufgabe und die Suche nach Hitze-Schutz-Engeln geht weiter. Die nächste Online-Veranstaltung dazu findet am Mittwoch, 27.03.2024, um 17.30 Uhr, statt. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung für die nächste Veranstaltung sind auf www.meet-campus.de.
23.10.23, Sigrid Schorn, CKD Rottenburg-Stuttgart, Strombergstr. 11, 70188 Stuttgart
[1] Zusammenfassung Bundesgesundheitsbl 2019 · 62:571-579 https://doi.org/10.1007/s00103-019-02932-y © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019