Asperg, 27.03.2020 - Besuchsdienste sind in Zeiten von Kontaktsperren, die vor allem zum Schutz der sogenannten Risikogruppen - zum Beispiel alter und kranker Menschen - beitragen sollen, in der herkömmlichen Form nicht möglich. Gleichzeitig mussten auch seelsorgerische und caritative Angebote reduziert werden. Aber gerade jetzt wünschen sich viele Menschen ein Gespräch, ein offenes Ohr oder einen seelsorgerischen Beistand. Manche wissen nicht, welche Auswirkungen die Krise auf ihren Arbeitsplatz haben wird, andere suchen nach Lösungen für die Kinderbetreuung oder für die Betreuung von Menschen, die auf Unterstützung im Alltag angewiesen sind. Weitere kommen in existentielle Nöte, weil Tafelläden, Kleiderkammern oder weitere spezielle Angebote vor Ort nicht oder nur eingeschränkt fortgesetzt werden können und wieder andere sind verunsichert, was kommen. Und einige beklagen leider auch den Tod geliebter Menschen, die aufgrund der COVID-19-Erkrankung oder anderer Faktoren gestorben sind und nicht in der gewohnten Weise verabschiedet und bestattet werden können.
Wie kann man diesen Personen, die gerade jetzt Beistand, Trost oder Ermutigung bräuchten, beistehen und Ihnen diese Ermutigung schenken?
Darüber machten sich Mitglieder des Caritasausschusses St. Bonifatius Asperg, Elisabeth Strehl, Bettina Horn-Kohl, Hildegard Schnetz-Frangen und Andrea Thüsing Gedanken. Not macht kreativ!
Innerhalb von zwei Tagen ist es ihnen gelungen, Asperger Kirchengemeinden für einen gemeinsamen Besuchsdienst am Telefon zu begeistern. Und was sich in dieser schwierigen Situation zeigt: Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft sind enorm groß! Spontan und in kürzester Zeit fanden sich einige Engagierte für einen dreiwöchigen Telefondienst im ökumenischen Netzwerk. Bis zum derzeitigen Ende der Kontaktsperre stehe diese täglich drei Stunden vormittags von 9 Uhr bis 12 Uhr und nachmittags von 16 Uhr bis 19 Uhr für Gespräche am Telefon bereit! Vormittags ist immer auch ein seelsorgerisches Gespräch möglich.
Am Montag, 30.03.2020 startet das Gesprächsangebot am Telefon für zunächst drei Wochen, bis zum 19.04.2020. Die Engagierten freuen sich auf viele persönliche Begegnungen am Telefon!
Unkomplizierte, schnelle und datenschutzkonforme Umsetzung des Telefondienstes ist möglich!
Auch für das Problem, wie ein solcher Telefondient eingerichtet werden kann, ohne die privaten Telefonnummern und Namen der Engagierten zu veröffentlichen, fand sich schnell eine Lösung: Bei der Telefonanlage im Pfarrbüro St. Bonifatius gibt es zwei nicht belegte Telefonleitungen, die für ein Telefongesprächsangebot mit zusätzlichen Telefonnummern bereitgestellt werden können. Der für die Kirchengemeinde zuständige IT-Administrator richtet zu den "Telefonzeiten" einfach eine Rufumleitung auf die Telefone der Engagierten ein.
Bei einem Anruf, über die extra für diese Aktion geschalteten Telefonnummern, melden sich dann die Engagierten, die Einsatz haben. Auf diese Weise ist der personenbezogene Datenschutz gewährleistet und eine Kontaktstelle "des Vertrauens" kann angewählt werden. Sogar ein eigenes Logo wurde für die vernetzte ökumenische Aktion über Nacht entwickelt.
Die Information zum "Schwätzle am Telefon" wurde über die Pfarrbüros der jeweiligen kirchlichen Nachrichten und deren Webseiten sowie im Asperger Blättle veröffentlicht. Zusätzlich wird ein Handzettel mit der Information zum Telefon-Schwätzle in die Einkaufstaschen der Personen gelegt, die über das nachbarschaftliche Netz der Kommune versorgt werden. Gleichzeitig geben die Telefon-Gesprächspartner*innen - falls vom Anrufenden gewünscht - Hinweise an das nachbarschaftliche Netz, wer das Haus nicht verlassen kann und auf Unterstützung angewiesen ist.