Einstimmig wurde Christine Walter (45 J.) aus Rottenburg in die Leitung des Runden Tisches für soziales Engagement im Dekanat Rottenburg am 19.September 2024 in St. Moriz gewählt. Damit ist sie die derzeit jüngste Dekanatsverantwortliche der Caritas-Konferenzen Deutschlands Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart e. V. (CKD). Dieses Netzwerk von Ehrenamtlichen setzt sich in Kirche und Gesellschaft für die Interessen Ehrenamtlicher ein und bietet ihnen über die soziale Lernplattform www.meet-campus.de Bildung, Beratung und individuelle Begleitung in analogen, digitalen und hybriden Formaten.
Christine Walter, Mutter eines Elfjährigen, Mitarbeiterin im Bischöflichen Ordinariat, kennt die alltäglichen Zwickmühlen der Engagierten und die Bedeutung von Wertschätzung und Anerkennung im Freiwillligenengagement. Sie will den Runden Tisch öffnen. Bisher fühlten sich vor allem Ehrenamtliche aus den kirchlichen Besuchsdiensten angesprochen. Sie wünscht sich, einen Runden Tisch, der alle sozial Engagierten anspricht, egal ob in den Besuchsdiensten, der Flüchtlingshilfe, den Tafel- oder Secondhand-Läden oder aus der Elternarbeit in Schule, Kindergarten oder Kirchengemeinde oder anderen Bereichen. Wertschätzung, Austausch und Bildung stehen dabei weiterhin im Mittelpunkt: "Ich würde mich freuen, wenn der Runde Tisch ein Ort der Begegnung und Wertschätzung für alle Menschen werden würde, die ihr soziales Umfeld etwas freundlicher und solidarischer gestalten wollen - egal, ob sie junge Erwachsene sind oder in der Familienphase mit ihren Herausforderungen stecken oder in der nachberuflichen Phase sind. Alle sollten sich angesprochen fühlen und hier einen Ort finden, an dem sie miteinander planen und kreativ sein können, wo sie Wertschätzung und Respekt erfahren. Wo sie Ideen kreativ austauschen und miteinander entwickeln können."
Karin Kern aus Wendelsheim (79 J.) verlässt die Leitung mit einem lachenden und weinenden Auge: Sie freut sich, dass die Leitung nun an eine jüngere Engagierte übergeht, die aus ihrer Lebenserfahrung und -orientierung heraus neue Akzente setzt. Karin Kern blickt auf ein fast 30-jähriges soziales Engagement in ihrer Kirchengemeinde zurück mit dem Schwerpunkt "Besuchsdienste", auf eine ca. 20-jährige Leitung des Runden Tisches, auf 8 Jahre Vorstandsarbeit im Diözesanvorstand der CKD (2003-2011) und eine vierjährige Amtszeit im Rat der CKD (2017-2021). Das alles stemmte sie parallel zu ihrem Beruf als Grundschullehrerin und neben ihren familiären Aufgaben. "Ich habe viel gelernt und einiges bewirkt! Ich möchte keine Minute missen und engagiere mich selbstverständlich noch weiter. Heute geht es mir vor allem darum, die Gesprächsbereitschaft von Menschen aufzubauen oder weiter zu entwickeln, damit wir wieder lernen, respekt- und würdevoll ins Gespräch zu kommen trotz unterschiedlicher Meinungen und Positionen. Unsere schnelllebige Vielfaltsgesellschaft erfordert eine erhöhte Wachsamkeit für die Bewegungen, die der Gefahr der Manipulation ausgesetzt sind." Der kritische Geist, der Karin Kern zeitlebens bewegt hat, sich sozial und sozialpolitisch zu engagieren, lebt weiter in ihr und wird sicherlich auch zukünftig den Runden Tisch bereichern.
Doris Lorenz (71 J.) aus der Kirchengemeinde St. Ägidius in Tübingen-Hirschau blickt ebenfalls auf ein reichhaltiges soziales Engagement zurück: Sie erhielt 2023 die Martinusmedaille von Bischof Dr. Gebhard Fürst für ihr außerordentliches soziales und generationenübergreifendes Engagement in der Kirchengemeinde in der Vernetzung mit der evangelischen Kirchengemeinde und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), für ein gutes Miteinander in der Dorfgemeinschaft und ihren Einsatz für eine Reform der Kirche in der Bewegung Maria 2.0. Beiden wurde vom Diözesanvorstand der CKD eine Abschieds- und Dankes-Urkunde verliehen sowie ein Bronzeengel als Wegbegleitung in eine neue, anders zu gestaltende Lebensphase.
Natürlich ging es nicht nur um den formalen Rahmen des Runden Tisches, also um die Neuorganisation der Leitung. Die Theologin, Religionspädagogin und Ernährungsberaterin, Annette Heizmann, beleuchtete das Thema Abschied-Wandel-Neuanfang spirituell am 19.09.2024 und blickte mit den Anwesenden auf den alternden Franz von Assisi, der nicht mehr als Wanderprediger unterwegs sein konnte, zunehmend sein Augenlicht verlor und sich "unter die Augen Klaras", seiner Schwester im Geiste, ins Konvent St. Damiano begab, wo er in einem kleinen Gartenhäuschen außerhalb des Frauenklosters Unterkunft fand. Ausgerechnet in dieser schweren Phase seines Lebens, in der er sich von vielen Fähigkeiten verabschieden musste, leuchtete in der inniglichen Beziehung zu Gott, dem Schöpfer allen Lebens, der Sonnengesang in ihm auf. Dieser poetische Text, der vielfach vertont und übersetzt wurde, schenkt bis heute Menschen Orientierung, Demut und Trost. Mit einem Segens- und Dankgebet entließen Annette Heizmann und Christine Walter die Teilnehmenden in den Abend und ihren Alltag.
Rottenburg, 19.09.2024
Sigrid Schorn
Diözesanreferentin der CKD und Beauftragte für Geistliche Begleitung